Unser Redebeitrag auf dem Kiezfest am 02.10.2022 und warum die Erhaltung eines ‚Freiraums für alle‘ auch antifaschistisch sein muss
Zschocher Antifa ist eine stadteilpolitschen Gruppe, die sich explizit antifaschistisch nennt auch wenn einige Menschen Berühungsängste mit dem Wort „Antifa“ haben oder es diffuse Vorstellungen von „der“ Antifa gibt. Wir sind eine zusammengewürfelte Gruppe von Menschen aus Plagwitz und Zschocher, die das „Gute Leben für alle“ wollen und uns so bezeichnen, weil Neonazis, Rechtsextreme und ihre menschenverachtende Ideologien diesem im Wege stehen. Wir wollen nicht verschweigen, dass wir immer noch ein Problem mit rechten Umtrieben in Sachsen, Leipzig, in unseren Kiezen haben. Wir denken, dass es zivilgesellschaftliches Engagement braucht, damit neonazistische Propaganda und rechtsextreme Ungleichwertigkeitsvorstellungen nicht unwidersprochen bleiben.
Und so möchten wir heute die Gelegenheit nutzen, daran zu erinnern, dass auch der Bürgerbahnhof seit Jahren ein Ort ist, an dem:
– rechtsgesinnte Jugendliche ihre Freizeit verbringen, offen Kleidung mit expliziten und positiven Bezügen zum dritten Reich tragen und laut und gröllend Musik mit rechten und antisemitischen Inhalten, z.B. über die Vernichtung ihrer Feinde hören können
– wo immer wieder Graffitis oder Sticker mit NS-Bezug auftauchen
– wo hin und wieder „Heil Hitler“-Rufe durch die Nacht schallen
– wo seit den letzten beiden Jahren auch vermehrt Schriftzüge mit Corona-verleugnenden bzw. verharmlosenden Bezügen aufgetaucht sind
– ein Ort, an dem es auch immer wieder zu körperlichen Angriffen kam; so zum Beipspiel genau vor einem Jahr in der Nacht vom 02.10.2021 wo zwei Passanten aus einer größeren Gruppe als „Dreckiges Linkes Pack“ und mit Teleskopschlagstöcken angegriffen und blutig geschlagen wurden.
Siehe hierzu auch die zusammengetragenen Meldungen auf chronikle.org
Das sind nur ein paar Beispiele für rechte Raumnahme mit dem Ziel, bestimmte Bevölkerungsgruppen – vor allem ohnehin schon marginalisierte und von Diskriminierungen betroffene Menschen – auszugrenzen. Ob durch brutale Gewalt oder Sticker mit NS-Verherrlichung, es führt in den meisten Fällen dazu, dass sich viele Menschen an den Orten nicht mehr wohl und sicher fühlen und diesen anfangen zu meiden.
Wenn wir hier für den Erhalt des Bürgerbahnhofs als ein Freiraum „für alle“ eintreten und streiten wollen, dann muss uns auch klar sein, dass rechte Ideologien und Gewalt hier kein Platz finden dürfen!
wir möchten deshalb euch – ihr als Initiative, als Anwohner:innen oder Nutzer:innen dieses Parks – dazu ermutigen, euch gegen rechtsextreme und neonazisitische Raumnahme zu positionieren und für eine pluralistische Gesellschaft oder eben das „gute Leben für alle“ einzutreten.
Das kann geschehen, indem ihr:
– auf euren Veranstaltung zeigt, dass diskriminierendes Verhalten und menschverachtende Ideen nicht geduldet werden
– Schreitet ein, wenn ihr diskriminierendes Verhalten oder Angriffe beobachtet – achtet, dabei auf Selbstschutz
– Bietet betroffenen Unterstützung an
– Knippelt rechte Sticker ab, übermalt ggf. rechte Graffiti
– Meldet Vorfälle bei dem Dokumentationsprojekt Chronik Le
– Sprecht mit anderen über das Problem, um es sichtbar und zum Thema zu machen
Wir als „Antifa Zschocher“ möchten für die Bewohner:innen des Viertels eine Anlaufstelle und Ansprechpartner*in sein. Wir wollen durch Aktionen und Veranstaltungen daraufhinwirken, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und die neonazistische Raumnahme zurückzudrängen, damit niemand Angst haben muss rassistisch, homo- oder transfeindlich, oder so sonstwie angemacht zu werden.
Sowohl in den Freiräumen, die für alle gedacht sind, wie auch auf der Straße, in den eigenen Vierteln.
Dahin ist es ein langer Weg und wir alle sind gefragt, deshalb: Support your local Antifa!